Textatelier
BLOG vom: 27.07.2012

Schleichende Einwanderer: Schneckenplage in London

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
 
Die Schnecken geniessen den seit Monaten andauernden Regen in England, und sie vermehren sich viel schlimmer noch als Kaninchen …
 
Mich ärgern besonders die Nacktschnecken (ohne Gehäuse) mit ihren nächtlichen Überfällen auf den Gemüsegarten. Sie fressen sich auch an der Petersilie satt. Sie sind schleimig und nicht zum Anfassen. Also Hände weg, denn ihr klebriger Schleim lässt sich nur mühsam mit Seife und Bürste von den Fingern lösen. Fingerlange Prachtexemplare, rostrot, grau und auch schwarz sind anzutreffen. Letztere seien aus Spanien bei uns eingewandert, nein angekrochen, wird gesagt, und verdanken ihre Überfahrt, mitsamt freier Kost, zwischen importiertem Gemüse eingebettet. So erreichen sie die britische Insel erstklassig logiert und verköstigt und werden vom englischen Regen verwöhnt.
 
Kommt die Tageshelle, verkriechen sich die Schnecken vollgefressen unter Töpfen, in feuchten Fugen und unter Steinen. Zum 3. Mal verpflanzte ich gestern die von Lily bevorzugte Petersilie. Zuerst dachte ich, die Schnecken hätten nichts für die Petersilie übrig, nachdem sie sich nicht einmal vom Schnittlauch hatten verführen lassen. Oha lätz! Das war ein Trugschluss.
 
Ich kaufe die Petersilie einmal jährlich im Supermarkt, wo sie mitsamt Wurzeln in kleinen Plastikschälchen angeboten werden, und zerteile und verteile sie in einem grossen Topf. Die Petersiliesamen keimen erst ab 22 ºC und benötigen dazu erst noch 4 bis 6 Wochen. Die von mir verpflanzte Petersilie ist eine weitaus praktischere Alternative.
 
Diesmal wollte ich den Schnecken weder Salate (bereits von feinmaschigen Netzen geschützt) noch ihre bevorzugten Kräuter, nebst Petersilie ganz besonders auch das Basilikum, opfern. Ich weiss, dass es naturwidrig und grausam ist, die giftigen Kügelchen gegen Schnecken zu streuen. Zerbröckelte Eierschalen und Kupferdraht halten sie jedoch dieses Jahr nicht von ihren schleichenden Raubzügen ab, musste ich feststellen. Ausserdem fressen die Vögel keine Nacktschnecken. Und ich selbst habe keinerlei Lust, ihnen nachtsüber mit der Taschenlampe aufzulauern oder sie in Bierflaschen zu kapern.
 
Kurz nach 5 Uhr morgens ging ich im Garten nachschauen. Im Petersilientopf wand sich ein halbes Dutzend Nacktschnecken in Todespein im eigenen Schleim. Ein furchtbarer Anblick. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihnen den Todesstoss zu versetzen, um sie von der Qual zu erlösen.
 
Ich möchte künftig davon absehen, die Schnecken zu vergiften. So werde ich versuchen, ihnen mit Asche und Sand beizukommen. Rat seitens der Leserschaft wäre mir willkommen.
 
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