Textatelier
BLOG vom: 04.08.2014

Parakeets (Sittiche) verbreiten sich auch in Wimbledon

Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London/Wimbledon
 
Woher die grün gefiederten Ringneck Parakeets (Halsbandsittich, auch Kleiner Alexandersittich genannt) stammen, ist vorderhand umstritten. Sind sie uns aus Brasilien oder Australien zugeflogen? Äusserlich gleichen sie stark vergrösserten Wellensittichen und werden wie diese als Ziervögel in Käfigen gehalten. Glaubwürdiger ist es, dass etliche Parakeets ihren Käfigen entflogen sind und sich draussen rasch vermehrten. Sie sind sehr gesellig und schwärmen im Verbund mit ihresgleichen auf der Suche nach geeigneten in Nistplätzen in London und anderswo in Südwest-England.
 
Offensichtlich gefällt ihnen Wimbledon mit seinem dichten Baumbestand in den vielen grossen Gärten. Ihr stundenlang andauerndes monoton und schrill abgehaktes Geschrei geht vielen Leuten arg auf die Nerven. Unsere Nachbarin nebenan versuchte vergeblich, sie mit lautem Händeklatschen vom Baum vor ihrem Haus zu vertreiben.
 
Zuhause haben wir eine laut tickende Wanduhr, die alle halbe Stunde, auf gleicher Tonhöhe wie die Parakeets, schlägt. In Basel musste mein Vater das Uhrwerk lahmlegen, weil es meinen Schlaf im Zimmer nebenan störte. Längst habe ich mich an diese Uhr gewöhnt. So halte ich es ebenfalls mit diesen Parakeets und lasse mich von ihnen nicht stören.
 
Fraglich bleibt, wieweit diese fremden Eindringlinge die einheimischen Vögel bedrängen oder gar verdrängen. Es gilt abzuwarten, wie sich das Krähenvolk ihnen gegenüber verhalten wird.
 
Möwenplage
Eine Vogelplage folgt der anderen … Nach den einheimischen Tauben stiften auch die Möwen zunehmend Ärger, wie sie mehr und mehr Städte besiedeln. Ihr Gekreisch ist ohrenbetäubend.
 
Beim Bahnhof des Küstenstädtchens St. Leonards-on-Sea, unweit von Hastings in East Sussex, hatte ich etwas Zeit vor meinem 1. Geschäftsbesuch und genoss ihr Spektakel und eine Tasse Kaffee auf dem Vorplatz. Ich kam ins Gespräch mit einem Mann im Ruhestand, der ihretwegen tagtäglich seine Ruhe verlor. „Wie Stukkaflieger entreissen sie im Sturzflug den Leuten ihre Sandwiche”, klagte er, „und sie rauben mir den Schlaf schon ab 3 Uhr morgens.“ Schulterzuckend bemerkte ich: „Die Möwen haben wohl den Alfred-Hitchcok Film ,The Birds’ angeschaut. Höchste Zeit”, verabschiedete ich mich hastig und sprang ins Taxi Richtung Industriepark.
 
Zugvögel
Auch Menschen werden um diese Jahreszeit zu Zugvögeln, dank Flugzeugen, Autos und Kreuzfahrten in allen Himmelsrichtungen. Die Zugvögel sind auf keine Pässe angewiesen, vogelfrei wie sie sind. Sie brauchen nicht in Abflughallen zu harren, noch nach ihrer Rückkehr ihr Gepäck auf dem Fliessband zu suchen. Damit plage ich mich heute nicht mehr ab. Meine Reisen sind von kurzer Dauer – Abstecher dann und wann in die Schweiz oder nach Frankreich oder Italien und verlasse mich auf den Zug.
 
Meine bevorzugten Zugvögel sind die Schwalben. Leider sind sie in England weniger zahlreich als in der Schweiz. Aber es fehlt mir nicht an singendem Gefieder im Garten!
 
Ehe die Nacht anbricht, halte ich um diese Jahreszeit gern nach Fledermäusen Ausschau. Aber damit habe ich die Schranke zur Vogelwelt durchbrochen und kann hier den Schlusspunkt hinter diesen Text setzen.
 
 
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