BLOG vom: 28.05.2014
 Verblödung greift auf Sprache über: Was sind Selfies?
Autor: Emil Baschnonga, Aphoristiker und Schriftsteller, London
Erst heute habe ich erstmal dieses neue Modewort „Selfie“ im Internet aufgestöbert, verfolgt und damit eine Wissenslücke gestopft. Es handelt sich um Selbstaufnahmen auf Armlänge oder als Spiegelbild, mit der Digitalkamera oder Smartphone aufgenommen. Solche Porträtaufnahmen werden über die sozialen Netzwerke, wie Snapchat, Instagram oder Tumblr, verbreitet.
Der Selfie-Rummel begann, wie ich herausgefunden habe, 2002 in Australien und hat sich wie eine Seuche weltweit verbreitet. Der Oxford English Dictionary hat das Wort Selfie zum Schlagwort des Jahres 2013 erklärt.
Leute, besonders Frauen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren, knipsen die meisten Selfies. Was keineswegs überraschen dürfte: Auch die selbstbesessenen Regierungschefs Barack Obama (USA) und David Cameron (GB) haben sich, allein oder im Kreis von anderen Politikern, in Selfies zur Schau gestellt.
Die Selfie-Narzissen haben inzwischen andere Spielarten von Selfies entdeckt, worunter Porno-Nacktaufnahmen (Masturbation, Fotos während oder nach dem Geschlechtsverkehr). Wer sich auf diese Weise entblösst und mitteilt, dem ist nicht zu helfen.
Seichte Eitelkeit treibt vornwegs die Selfies: Sie wollen gefallsüchtig beeindrucken und bewundert werden und merken nicht, wie blöd sie wirken mit ihren ungelenken „Kartoffel-Schnappschüssen". Dazu kann ich nur die Redensart „Über den Geschmack lässt sich nicht streiten" anfügen.
Gegenwärtig erscheint in den Druckmedien das Wort "Selfie" mehr und mehr, von gedankenlosen Journalisten als neutraler Begriff sorglos in die Zeilen gelassen. In der gehobenen Presse gälte die redaktionelle Sorgfaltspflicht, dieses sprachverhunzende Wort, wie andere nichtssagende Modewörter auch, zu ächten. Wie die Selfies ihre Zeit vertrödeln, das geht mich nichts an.
Dieses Blog ist kurz und bündig geblieben, einfach, weil sich darüber aus meiner Sicht nicht mehr schreiben lässt.
Hinweis auf weitere Blogs zur Sprache
29.07.2005: Oft stört mich das Wort „verkaufen“
26.02.2005: Die unsägliche Mühe mit der Ich-Form
Hinweis auf weitere Blogs von Scholz Heinz
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