„Treiben – trieb – getrieben“ – was uns so umtreibt
Autor: Richard Gerd Bernardy, Dozent für Deutsch als Fremdsprache, Viersen/Deutschland
Es gibt Grundmorpheme (mit lexikalischer Bedeutung) in der deutschen Sprache, die mit einem Wortbildungsmorphem (Zusammensetzung) eine vielfältige Bedeutungsfülle aufweisen. Eines davon ist „treib“. Ich habe Überlegungen zum Verb „treiben“ angestellt. Schon das einfache Verb ohne Prä- und Suffixe lässt sich nicht einfach ohne Berücksichtigung des Kontextes, in dem es auftritt, in eine andere Sprache übersetzen.
Das Herkunftswörterbuch des DUDEN stellt fest, dass das „gemeingermanisch Verb: mittelhochdeutsch ‚triben’, althochdeutsch ‚triban’, gotisch ‚dreiban’, keine aussergermanischen Entsprechungen“ hat. “Trieb“ ist eine ‚innere, treibende Kraft; Keimkraft; Keim, Schössling’.
Im allgemeinen Sinn hat „treiben“ die Bedeutung von „in Bewegung setzen“. Das Verb wird auch benutzt, wenn wir jemanden zur Eile drängen; bei Pflanzen, die Blüten, Blätter und Knospen hervorbringen; Menschen, die sich mit etwas zu beschäftigen (Gewerbe, Musik, Sport); wenn jemand zu etwas angespornt werden soll; wenn ich Sport mache und einen Ball vor mir her stosse; wenn ich Handel ausübe; Missbrauch mit etwas anstelle, wenn mich die Unruhe nach Hause oder in die Ferne drängt; wenn ich den Wind das Boot vorwärts bringen lasse. Andere treiben es zu bunt, treiben einen Tunnel durch den Berg, Vieh auf die Weide oder in den Stall. Wieder andere treiben andere in den Ruin; treiben es zu toll; verspotten Menschen; bringen Freunde mittels „eines Keils“ auseinander oder gar in den Tod; auch sexuelle Aktivität mit jemandem kann damit gemeint sein.
Nehme ich das Lexem, verbinde es mit einem Nomen, erhalte ich Treibeis, Treibhaus, Treibjagd, Treibsand, Treibstoff.
Als nächsten Schritt verbinde ich das Verb „treiben“ mit einer Vorsilbe oder einer Präposition.
„Sie treiben alle zusammen, die das Geld nicht auftreiben können!“
„Das kommt daher, wenn du dich herumtreibst, statt zu arbeiten!“
Singt: „Die süssen Triebe mitzufühlen, ist dann der Weiber erste Pflicht!“
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