Ansturm in Frankreich wegen Schokocreme-Rabatt
Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim D
Viele Geschäfte locken nicht nur nach Neujahr, sondern auch lange vor Beginn der Jahreszeiten mit Rabatten Kunden an. Die Inhaber der Geschäfte wollen ihre Ladenhüter und Restbestände vor Eingang von Neuheiten und der neuen Kollektion loswerden. Früher waren Schlussverkäufe bei uns üblich. Seit 2004 sind Schlussverkäufe in Deutschland passé, aber die Geschäfte bieten über das ganze Jahr Rabatte an. Die sind sehr beliebt. Jeder möchte billig einkaufen und sich erfreuen. Es gibt manchmal einen Ansturm wegen dieser Rabatte, wie der folgende Fall beweist.
Ansturm  wegen Schokocreme-Rabatt
   Am 25.01.2018 wurde in den Intermarché Märkten in  Frankreich das 950-Gramm-Glas Nougat-Creme (Nutella) mit 70% Rabatt angeboten.  Statt 4,50 Euro musste man nur 1,41 Euro bezahlen. Dieses Angebot hat einen  wahren Ansturm auf die Märkte ausgelöst. Es spielten sich wilde Szenen ab. „Es war ein richtiger Aufstand“, äusserte  eine Angestellte. „Die Leute sind  übereinander hergefallen und haben alles umgestossen, wir waren kurz davor, die  Polizei zu rufen.“ In anderen Städten wurden ähnliche Szenen beobachtet.  Die Cremes waren in kurzer Zeit verkauft.
Eine Kundin (laut Focus): „Sie haben sich darauf gestürzt wie Tiere. Eine Frau wurde an den Haaren gezogen, eine ältere Dame hat einen Karton auf den Kopf bekommen.“ Auf einem Handy-Video war diese schreiende Stimme zu hören: „Hört auf, meine Grossmutter wird zertreten.“
Stefan Brändle schrieb in der „Badischen Zeitung“: „Zuerst sprachlos, dann schimpften die sozialen Medien bald über Nutella, diese teuflische Mischung aus Zucker, Haselnuss und Palmöl, die offenbar das Zeug habe, das Tier im Menschen zu wecken.“
Der Hersteller von Nutella, Ferrero, distanzierte sich von den Vorfällen. Ein Rabatt war nicht abgesprochen.
Die Rabatte wurden auch auf Kaffee, Trockenwindeln von Pampers ausgedehnt. Auch diese Produkte lösten einen Kaufrausch aus.
Im Internet wurde der Ansturm entsprechend kommentiert. Hier 2 Meldungen:
„Die Dummheit der Menschen ist grenzenlos. Rasten aus wegen einem dusseligen Brotaufstrich.“
„Gäbe es mal Nocciolata zu einem guten Preis – das wäre solch ein Ansturm wert. Diese gut schmeckende Nusscreme enthält kein Palmöl.“
Ein Psychologe sagte im Fernsehen, dass durch den Kaufrausch das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert wird.
Ein Sprecher des Konsumentenvereins CLCV sieht das etwas differenzierter: „In Frankreich gibt es 9 Millionen Arme. Sie sind schlicht gezwungen, dauernd nach Vergünstigungen oder Treueboni Ausschau zu halten.“ Es wird auch Emmanuel Macron zitiert, der die Reichen steuerlich entlastet. Sein Minister Le Maire meinte, die nicht so betuchten Leute würden für jedes Produkt mit grossen Rabatten in die Läden stürmen. Er könne sich nicht vorstellen, dass das in Luxusläden passiert. Reiche brauchen vielleicht keine Rabatte. Ich kann mich aber täuschen, denn es gibt ein Sprichwort. „Das Sparen kann man von den Reichen lernen.“
Hier sind noch 2 Geschichten zum Thema aus meinem Archiv. Es gab also schon früher Auswüchse bei Käufen.
Kampf um  Badeschlappen 
   Endlich Urlaub. Die Familie packt die Koffer, verstaut  sie ins Auto und fährt gegen Süden. Dann fällt dem Haupt der Familie plötzlich  ein, dass er keine Badeschlappen eingepackt hat. Er stoppt seine Fahrt in  Lörrach, geht in ein Kaufhaus, um Sandalen zu kaufen. An einem riesigen  Wühlkorb versucht er, die richtigen zu finden. Er wühlt und wühlt, aber keine  Nr. 43 ist zu sehen. Gegenüber grabscht ein Mann ebenfalls in den Berg von  Sandalen. Er scheint fündig zu werden, denn er hält ein Paar mit der Grösse 43  in Händen. Dann wirft er sie wieder in den Behälter. Auf diesen Augenblick hat  unser Urlauber nur gewartet. Er greift sich das Paar mit der gesuchten Grösse  und will an die Kasse. Er wollte, denn sein Gegenüber hatte etwas dagegen. „Das  sind meine Schlappen, geben Sie mir diese gefälligst wieder her“, meinte  dieser aufgebracht. Als unser Urlauber diese nicht rausrücken wollte, gab sich  der andere als Polizist in Zivil zu erkennen. Aber alles nützte nichts. „Sie  haben die Schlappen ja schon wieder weggeworfen, nun gehören sie mir“,  entgegnete unser Familienvater, ging zur Kasse und bezahlte. Als er das  Kaufhaus verliess, folgte ihm der Polizist unter lautem Palaver bis zur  Strasse. Da verlor der Schlappen-Besitzer die Geduld und rief: „Nun halten  Sie die Luft an, wenn Sie jetzt nicht gleich verschwinden, gehe ich zur  Polizei.“ Als der „Schlappenwegwerfer“ dies hörte, suchte der hartnäckige  Typ endlich das Weite.
   
Frauen auf der Jagd
   Keine Angst, hier möchte  ich nicht eine Jägerin vorstellen, die so manches Jagdglück hat. Es ist aber  eine ganz andere Jägerin.
   Bei Schlussverkäufen  geht es nämlich oft so zu als wären die Leute auf der Jagd. Man möchte das  schönste Stück erbeuten, bevor es ein anderer bekommt. An so manchen  Wühltischen bei Schlussverkäufen kamen sich Frauen in die Haare, es gab ein  Gezerre um ein Kleidungsstück, bis es manchmal zerrissen wurde. Kürzlich hörte  ich eine Geschichte von einer Bekannten, die bei Aldi einkaufte. Es gab  Kinderkleider aller Art zu einem sehr günstigen Preis. Als eine Frau das letzte  Stück ergatterte und in ihren Einkaufwagen legte und nur einen Augenblick zur  Seite schaute, nahm doch eine freche Person das Kleidungsstück aus ihren Wagen  und verschwand.
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